Kreiszeitung Böblinger Bote

Neujahrskonzert der Feuerwehr-Musikkapelle Dagersheim: Das Ensemble war wieder in glänzender Spiellaune

Von Jutta Rebmann

BÖBLINGEN. Was damals ein großes Wagnis war, ist heute Normalität: Zum zehnten Neujahrskonzert unter der Stabführung von Toni Scholl präsentierten sich die Dagersheimer in glänzender Spielfreude. Das begann schon bei der Jugendkapelle, die sich‚ zunächst gewohnt vorsichtig auf der ungewohnten Bühne der Kongresshalle‚ von Stück zu Stück steigerten. Aufmerksam und diszipliniert spielten sie, wach‚ und wurden dafür auch belohnt. Für seine hervorragende Jugendarbeit wurde der Verein von der Böblinger Bürgerstiftung mit 3000 Euro Fördergeld bedacht.

Schön ausgespielt der Welthit von The Corrs „Lough erin shore“, eher getragen Luigi di Ghisallos Morning Spiritual. Die Jugendkapelle verabschiedete sich mit Kurt Gäbles Geburtstagsgruß zum 50. Geburtstag der Jugendkapelle „Langenauer Schwäble“ aus dem Jahr 2008 „Ninety fifty eight“.

Mit der „Fanfare für Brass and Percussion“ eines guten Freundes, des deutsch-serbischen Komponisten und Percussionisten Nebojsa Jovan Zivkovic, eröffnete das große Orchester der Feuerwehr-Musikkapelle seinen Teil des Programms und stimmte gleich zu Beginn das Publikum auf einen ganz besonderen Konzertabend ein. Nach den fetzigen Fanfarenklängen ging es eher heiter mit Piet Swerts Frühlingsouvertüre „Martinizza“ weiter. Diesmal hatte Toni Scholl, wie Moderator Thomas Urbiks anmerkte, kein Thema in den Mittelpunkt gestellt, sondern mit einem bewusst vielfältigen Programm die große Bandbreite und die Flexibilität des Orchesters unter Beweis stellen wollen.

Höchste Präzision verlangt

Zum Höhepunkt des ersten Teiles geriet das noch im Jahr 2011 von dem 1943 geborenen amerikanischen Komponisten anlässlich der Terroranschläge auf das World-Trade-Center komponierte Werk „Testament“, in dem der Komponist bei allem Leid und Entsetzen auf seinen Glauben an die friedensstiftende Kraft der Musik verweist. Ein Werk, dessen schnell wechselnde Tempi, verzwickte Einsätze und technische Finessen höchste Präzision von den Musikerinnen und Musikern verlangt. Wie schon oft war auch hier der Böblinger Pianist und Arrangeur Tobias Becker ein verlässlicher Partner am Flügel. Weniger dramatisch, aber sehr publikumswirksam, nahm sich der zweite Teil des Abends aus. Er begann mit „Textilaku“, einem lebhaften Konzert-Marsch destschechischen Komponisten Karel Padivy Der spanische Komponist Francisco Esteve Pastor schrieb 1973 für seinen Freund, den Regisseur Eduardo Borras, einen Paso doble, tänzerische Passagen in Anlehnung an die spanische Folklore faszinierten den 1989 gestorbenen Komponisten und auch das Orchester der Feuerwehr-Musikkapelle.

Er hat schon mit vielen Größen des Pop- und Show- Business Musik gemacht: Frank „Cherry“ Gehring ist‚ einst von Wolle Kriwanek entdeckt, als Sänger und Keyboarder der Band Pur durchs Land getourt, hat eigene Lieder geschrieben, Bands gegründet, ist in Krisen geraten und immer wieder als Stehaufmännchen daraus hervorgegangen. Von seinem von ihm oft beklagten „schwäbischen Minderwertigkeitsgefühl“ jedenfalls war ihm nichts anzumerken, als er seinen schwäbischen Song „Mein Held“ präsentierte. Mit Joe Cockers „You can leave your hat on“ mischte er die Halle auf Wobei er in dem jungen Saxophonisten Julian Wirth, einem Eigengewächs der Dagersheimer, einen kongenialen Partner hatte. Nach Stevie Wonders „Sir Duke“ gab es dann endgültig kein Halten mehr. Eine Zugabe musste her, wie aber sollte das gehen, ungeplant, mit so einem großen Orchester: Die Kongresshalle wurde zur Kirche, das Publikum imitierte einen Gospelchor‚ „kommt schwäbisch von Gosch“‚ und summte und schnippte unterstützt vom Orchester und Tobias Becker einen ganzen Song lang. Eine schöne Geste,die Emotionen runterzuzoomen in Richtung Konzertende mit dem Radetzki-Marsch. Was erstmals aber nicht gelang. Die Gäste klatschten zwar wie immer mit Aber als Dirigent und Sänger nach vielen Beifallsstürmen winkend den Saal verlassen wollten, gab es leises Gegrummel. Der Dirigent stöhnte, die Musiker warteten und der Sänger fragte: „Habt ihr kein Zuhause?“

Schließlich gab es noch einmal „You can leave your hat on“. Das kann nur mit einem Orchester machen: Den Dagersheimern, die sich noch einmal mächtig ins Zeug legten, an ihrer Spitze Julian Wirth, dessen Soli noch lange nachhallten.

Ehrungen für Langjährige

Ehrungen am Rande des Konzertes:
Für zehn Jahre Vereinsmitgliedschaft und/oder aktives Musizieren wurden ausgezeichnet:
Ingo Schwarzweller, Fabian Berstecher, Kvin Knill und Julian Wirth.
25 Jahre dabei ist:
Regina Storz (Jugendleitung). 30 Jahre gehören Alexandra Schwenger, Nicole Mayer, Miriam Tressel, Markus Scheible und Robert Majeric der Musikkapelle an.