Kreiszeitung Böblinger Bote

Erich-Kästner Grundschule und die Böblinger Kunstschule veranstalten Projekt mit einem Künstlerpaar aus Bangalore

Von Bianca Rousek

BÖBLINGEN. Bangalore in Böblingen: Durch ein Theaterprojekt mit der Kunstschule und einem indischen Künstlerpaar tauchen die Kinder der Erich-Kästner-Schule in eine ferne Kultur.

Zwischen dem 11. Januar und dem 8. Februar finden an der Schule auf der Diezenhalde Theater-Workshops für verschiedene Altersklassen statt. Im Zentrum steht dabei die indische Kultur, die den Schülern näher gebracht werden soll. Initiiert wurde das Projekt von Marcela Herrera, der Leiterin der Böblinger Kunstschule, die bei einem Regie-Workshop in der indischen Stadt Bangalore vor fünf Jahren Bekanntschaft mit der Theaterpädagogin Samta Shikhar und ihrem Ehemann, dem Schauspieler Sandeep machte.

Die beiden Frauen merkten sofort, dass „die Chemie stimmt“ und sie auch in Zukunft gerne zusammen arbeiten würden. Doch war Marcela Herrera und Samta Shikhar zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, wie eine Zusammenarbeit über die Kontinente hinweg funktionieren sollte.

Seit November 2014 leitet Marcela Herrera die Böblinger Kunstschule. Bei einem Auftritt der Theater-AG der Erich-Kästner Grundschule vor einigen Monaten lernte sie dann die Rektorin Sabine Heldmaier kennen, mit der sie schnell eine ähnliche Vorstellung von Theater für Kinder verband: „Wir wollen die Kinder nicht in eine Rolle drängen, sondern sie die Rollen selbst bestimmen lassen‚ da haben wir die gleichen Gedanken wie Marcela Herrera“, meint Sabine Heldmaier, die gemeinsam mit Inge Dartenne die Theater-AG leitet. Nach kurzer Zeit wurde der Entschluss gefasst, ein gemeinsames Projekt der Kunstschule mit der Theater-AG auf die Beine zu stellen. Und so kam die Idee für das Projekt „Bangalore in Böblingen“ auf

Seit dem 11. Januar proben 16 Viertklässler der Theater-AG dienstags und mittwochs von 14 bis 16 Uhr ein indisches Märchen. Samta Shikhar, die mit ihrem Ehemann eigens für dieses Projekt nach Deutschland gereist ist, begleitet die Proben. „Allein das Auftreten und das Verhalten von Samta inspiriert die Kinder“, findet Sabine Heldmaier. „Außerdem bekommen die Schüler Materialien aus Indien, die sie inspirieren sollen, etwas neues zu kreieren“. Die 38-jährige Inderin spricht englisch mit den Kindern, die seit der ersten Klasse zwei Stunden in der Woche Englisch lernen. Nur teilweise übersetzt Marcela Herrera das Gesprochene. „Es klappt erstaunlich gut und wenn die Kinder eine fremdeSprache verstehen, bringt sie das auch weiter“, freut sich die Sabine Heldmaier.

Beim Auftritt am 4. Februar führen aber nicht nur die 16 kleinen Schauspieler etwas vor: Die ganze Schule soll in das Projekt eingebunden werden. „Wir üben sozusagen nur den Grundteil und binden dann die Zuschauer mit ein, sodass am Ende fast 200 Kinder mitspielen“, erklärt Sabine Heldmaier die Idee des Projekts.

Unterstützung von Bürgerstiftung und Förderverein

Am 30. Januar finden zudem von 10 bis 17 Uhr immer wieder 45-minütige Workshops für die Kleinsten statt: Zwei- bis vierjährige Kinder können unter der Leitung von Marcela Herrera, Samta und Sandeep Shikhar die indische Kultur auf kindgerechte Weise kennenlernen. Bei diesem Kurs sind noch Plätze frei, er ist kostenlos. Am 16. Januar gibt es einen Einführungsworkshop für Theaterschüler der Kunstschule, um dem klassischen indischen Theater zu begegnen.

Das Projekt wird gefördert von der Bürgerstiftung, die 1000 Euro beisteuerte und vom Verein der Freunde und Förderer der Kunstschule Böblingen, der 1500 Euro spendete. „Der Förderverein unterstützt meine Verrücktheit, Experimente zu machen. Ich möchte das Kinder- und Jugendtheater öffnen für andere Künstler und andere Altersgruppen“, schwärmt Marcela Herrera. „In Indien ist es ganz normal zwischen verschiedenen Welten zu leben. Wir möchten durch die Kunst andere Welten öffnen und die Schüler zu Weltbürgern machen.“