Kreiszeitung Böblinger Bote
„Schwimmen ich lern’s“: Trainer der SV Böblingen machen sich im Unterricht den Hubboden im Bad der Käthe-Kollwitz-Schule zunutze.
„Und jetzt kräftig ins Wasser pusten! Ohne die Nase zuzuhalten!“, fordert Christine Häberle, Leiterin der Kindersportabteilung der SV Böblingen lautstark auf. 48 Kinder haben in dieser Woche das Schwimmen gelernt. Sie nutzten dabei die vielen Vorteile, die der Hubboden im Käthe-Kollwitz-Bad bietet.
Von Tülin Kansoy
BÖBLINGEN. Christine Häberle und weitere Schwimmlehrer der SV Böblingen hoffen, dass es im städtischen Hallenbad an der Schönaicher Straße ebenfalls einen höhenverstellbaren Boden geben wird. Die Entscheidung darüber, ob das Bad, das für 4,6 Millionen Euro erweitert wird, auch einen 140 000 Euro teuren Hubboden erhält, fällt der Gemeinderat nach den Sommerferien.
Im Bad der Käthe-Kollwitz-Schule gewöhnen sich die Kinder erst einmal an die Bewegungen im Wasser. Bäuchlings liegen sie im Becken und strampeln so kräftig mit den Beinen, dass das Nass fast bis an die Decke spritzt. Schritt für Schritt lernt der Nachwuchs, sich sicher und selbstständig im Wasser zu bewegen. Eine große Hilfe dabei ist ihnen der Hubboden.
„Schwimmen ich lern’s 2012“ ist eine Gegeninitiative zu einem Umfrageergebnis vom vergangenem Jahr. Dabei kamen alarmierende Zahlen zum Vorschein. Fast 42 Prozent der Erst- und Zweitklässler der Böblinger Grundschulen können laut dieser Studie entweder gar nicht, oder schlecht schwimmen. Die Bürgerstiftung Böblingen reagierte im vergangenen Jahr, rief das Projekt ins Leben und holte sich Schwimmlehrer der SV Böblingen mit an Bord. Zusammen mit der Sozialstiftung der Kreissparkasse Böblingen finanziert die Bürgerstiftung die Nutzung der Schwimmhalle der Käthe-Kollwitz-Schule.
Die Hände an den Innenflächen zusammengelegt und die Daumen senkrecht aufgestellt, so sollen die Kinder jetzt durch das Becken gehen. Die Hände sind dabei der Schiffsbug und die Daumen die Kapitäne. „Die Kapitäne dürfen nicht untergehen“, ruft Schwimmlehrerin Pia Kraus den Kindern zu. „Haltet sie immer schön über Wasser!“ Dadurch sollen die Kinder die richtige Körperhaltung lernen. „Der Hubboden hilft sehr dabei, den Kindern das Schwimmen beizubringen. Wenn ich mir vorstelle, wie das bei den Dreijährigen in der SV Böblingen ist“, erzählt Christine Häberle, „die haben selbst bei 90 Zentimeter Tiefe gar keine Chance. So ganz ohne Boden unter den Füßen“. Direkte Schwimmhilfen machten es auch nicht besser für die Kinder. Daher seien sie besonders froh, dass sie nun in den Ferien die Schwimmhalle mit verstellbarem Boden nutzen können. Und auch die kleine Svenja findet: „Es hilft mir, wenn ich weiß, dass es nicht tief ist. Wenn ich dann doch mal nicht oben bleiben kann, stoße ich mich einfach vom Boden ab.“ Wäre der Boden tiefer, wäre dies nicht möglich.
Viele Ersatzbereiche möglich
Mit der Erweiterung des Hallenbads an der Schönaicher Straße soll das Galgenbergbad geschlossen werden. Umziehen werden in diesem Zuge dann auch die Schwimmkurse der SV Böblingen. Christine Häberle und Pia Kraus hoffen, dass der Beschluss des Böblinger Gemeinderats einen höhenverstellbaren Boden für das zusätzliche Becken in der Schönaicher Straße vorsehen wird. „Es sind ja nicht nur Schwimmschüler, denen der Boden hilft“, ergänzt Pia Kraus. „Behinderte gehen oft mit ihren Rollstühlen ins Wasser, oder bei Physioübungen nach Verletzungen und Krankheiten bringt der Hubboden bestimmt auch etwas.“
Von 30 bis 150 Zentimetern lässt sich der Boden des Schwimmbeckens innerhalb von wenigen Minuten verstellen. „Die Kinder können dabei sogar im Wasser sein. Sie sollten nur nicht in die Nähe der Treppen kommen.“, erklärt Christine Häberle. Diese klappen nämlich hoch, oder eben runter, wenn die Bodenhöhe verstellt wird. „Neben der Bedienung ist eine Anzeige, die zeigt, wie hoch der Boden ist. In der Halle ist ein Anzeigedisplay, das alle sehen können.“
Kurswechsel. Die fleißigen Nachwuchsschimmer der ersten Gruppe sind fertig für heute, verschnaufen und stillen ihren Durst. Prompt stürmen schon die nächsten zwölf Kinder in die Schwimmhalle. „Was hatten wir gelernt? Langsam wie die Schnecken!“, mahnt Christine Häberle die Neuankömmlinge zur Vorsicht und stellt den Hubboden ein wenig höher. „Wir haben vier Gruppen. Anderthalb Stunden darf jede von ihnen üben“, erklärt die Leiterin der Kindersportabteilung, bevor sie sich wieder an die Arbeit macht. „Die Kinder bringen ganz unterschiedliche Erfahrungsstände mit. Aber jedes Kind macht hier seinen eigenen Fortschritt.“