Kreiszeitung Böblinger Bote

Im Streuobstgebiet Hochberg beginnt einjährige Naturaktion.

Von Florian Lieb

SINDELFINGEN. Seit 1963 ist der Steinkauz, eine der kleineren Eulenarten, nicht mehr in Sindelfingen und Böblingen ansässig. „Er hat es nicht mehr geschafft, sich anzusiedeln“, erklärt der Diplom-Biologe Thomas Peissner vom Sindelfinger Vogel- und Naturschutzzentrum (VIZ). Dem Steinkauz fehlen wie einigen anderen Vogelarten aus der Familie der Spechte schlichtweg die Nistplätze. Mit ihrem Schnäbeln sind die Vögel nicht im Stande, selber Nistplätze in die Baumstämme zu schlagen und natürliche Nisthöhlen sind rar gesät und begehrt. Deshalb hat es sich das Schülerprojekt „Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen im Streuobstgebiet Hochberg“ zur Aufgabe gemacht, im Laufe des nächsten Jahres für die Balzzeit im Frühjahr Ersatzhöhlen in Form von Nistkörben zu bauen.

Alle zwei Wochen treffen sich elf Schülerinnen und Schüler der Sindelfinger Bodelschwinghschule sowie Realschule Eschenried, um neben dem Bau der Nistkörbe auch zu lernen, wie man ein Biotop kartiert. Während es für die meisten eine freiwillige Aktivität neben der Schule ist, leisten zwei von ihnen im Zuge des Schülerprojekts ihr Sozialpraktikum ab. Gefördert wird das Projekt, das insgesamt 5100 Euro kostet, von den beiden Bürgerstiftungen Sindelfingen und Böblingen. Diesen liegt es besonders am Herzen, dass den Jugendlichen wieder die Natur etwas näher gebracht wird. Das 40 Hektar große Streuobstgebiet südlich von Darmsheim wurde dabei zum Handlungsort erkoren. Für Peissner steht die Nutzung der Wiesen „und das, was man draus machen kann“ im Vordergrund. Gerade die Obstbäume seien „eine wichtige Lebensgrundlage für allerlei Dinge“.

Diese Woche wurde den Schülern bei herbstlichen Temperaturen die Nutzung verschiedener Obstsorten näher gebracht. Auch vom einsetzenden Regen ließ man sich nicht unterkriegen. „Des hört wieder auf“, zeigte sich Peissner optimistisch, wurde dann jedoch von Petrus eines Besseren belehrt. So durften sie aus einem Sammelsurium an äpfeln und Birnen Apfelsaft pressen. Hierbei galt es die richtige Mischung zu finden, wenn neben dem gemeinen Hausapfel oder der schweizerischen Wasserbirne auch gerbstoffbetontes Obst wie die Bratbirne zum Einsatz kam. Während so manche Birne bereits erste Anzeichen von Fäulnis in sich trug und damit kenntlich machte, dass ihre Zeit sich dem Ende neigte, haben die Schüler hinsichtlich der Nistkästen noch ein paar Monate Zeit. Erst im April müssen diese rechtzeitig zur Balz fertig gestellt sein. Und vielleicht wird dann auch wieder der Steinkauz in der Region ansässig.