Kreiszeitung Böblinger Bote
Leichtathletik: Beim 29. Böblinger Mercaden Stadtlauf war rund um den Schlossbergring, die Seen sowie in der Bahnhofstraße einiges geboten.
Von Sandra Langguth
BÖBLINGEN. Nicht wenige waren am Sonntag ganz schön gespannt darauf, wie das neue Konzept beim Böblinger Mercaden Stadtlauf aufgehen würde. Kommen die Läufer mit der neuen Strecke zurecht? Wissen die Zuschauer, wo es die besten Plätze zum Anfeuern gibt? Und wie finden es die Kinder, statt am See nun durch die Bahnhofstraße zu laufen?
Abschlepp-Aktion: Alles stand schon in den Startlöchern, als Organisator Axel Stahl der laufwilligen Meute um 9.58 Uhr mitteilen musste, dass sich der Start um fünf bis zehn Minuten verzögert. Schuld waren die vielen Falschparker. Ganze 36 an der Zahl. „Wir haben heute morgen um sieben Uhr mit dem Abschleppen angefangen“, schüttelte Stahl den Kopf. So hatte das Ordnungsamt in aller Herrgottsfrühe Hochbetrieb. „Der eine oder andere wird sich wohl nach einem feuchtfröhlichen Abend bei Schlemmen am See entschieden haben, das Auto lieber stehen zu lassen“, mutmaßte Stahl. „Ey Mann, wo is mein Auto?“, werden sich nicht wenige gestern beim Abholen gedacht haben.
Flinke Flüchtlinge: Um 10.10 Uhr konnte Sparkassen-Vorstandsmitglied Michael Tillmann endlich den Startschuss geben und die mehr als 500 Läuferinnen und Läufer auf die Strecke schicken. Mittendrin wollten auch vier Teilnehmer aus Eritrea ihre Ausdauer unter Beweis stellen. Die Flüchtlinge trainieren seit einem Vierteljahr regelmäßig beim Therme Lauftreff mit. „Wir haben sie mit gespendeten Shirts und Schuhen ausgestattet“, erklärte Laufgruppen-Leiterin Renate Zimmermann. Und das hatte sich gelohnt: Mit Ermiyas Yohannes (46:30), Teages Weblit (47:01) und Abraham Bereketab (52:13) schafften es am Ende drei von ihnen in richtig guten Zeiten ins Ziel.
Kämpfende Kicker: Mehr als Teambuilding- Maßnahme sahen die Fußballer der SV Böblingen ihren Start beim Stadtlauf an. 13 Mann hatte Co-Trainer Steffen Lauser inklusive sich selbst nach dem 7:0-Kantersieg im Pokal beim TB Kirchentellinsfurt an den Start gebracht. „Wir wollen uns in der Stadt als Verein präsentieren und werden deshalb auch in der ersten Runde alle zusammen laufen“, erklärte der ehemalige Fußballprofi, der über seine Zielzeit keine Mutmaßungen anstellen wollte. „Beim Sport-Abi hab’ ich mal 3000 Meter in 9:58 Minuten geschafft. Ich glaub’ damit wird’s heute nix“, lachte er. Mit 53:11 Minuten für knapp elf Kilometer kann der Böblinger aber sicher zufrieden sein. Schnellster SVB-Kikker war Tim Kühnel mit 46:22 Minuten.
Unermüdliches Model: Mittendrin im Läuferpulk und dennoch kaum zu übersehen war Daniela Wolking. Das 1,88 Meter große, angehende Model aus Böblingen war mit Mutter Monika und Vater Werner auf die Strecke gegangen und nach 1:06:34 Stunden ins Ziel gekommen. „Super Wetter und tolle Leute“, fand die Blondine nur lobende Worte für den Lauf, auf den sie in der letzten Zeit nahezu täglich trainiert hat. „Sonst gehe ich im Studio viermal die Woche laufen“, verriet die gertenschlanke Frau, die gerade auf der Fashion Week in Berlin war und für den Herbst eine Einladung nach Istanbul hat. „Die Karriere geht nach oben“, freut sie sich auf jede Menge Modeljobs.
Kaputte Knochenhaut: Zum Zuschauen verdammt war dieses Mal Fiona Dermann vom Holzgerlinger Lauftreff. „Knochenhautentzündung“, zeigte die junge Mutter auf ihre eingetapten Schienbeine. „Na ja, dann fängt die Sommerpause halt ein bisschen früher an. Ich wäre allerdings schon sehr gerne mitgelaufen“, konnte sie ihre Enttäuschung doch nicht ganz verbergen.
Gelb gewandet: überall waren sie bei den Bambini- und Kinderläufen zu sehen, die gelben T-Shirts der Böblinger Bürgerstiftung. Die hatte jedem Kind, das über einen Kindergarten oder eine Schule angemeldet war, ein solch gelbes Gewand geschenkt. „Die Idee ist bei einer Sitzung entstanden“, verriet Stiftungs-Geschäftsführer Ralf Priester. Mehr als 100 Shirts waren an diesem Tag auf der Strecke. „Für’s erste Mal ist das ein schöner Erfolg“, war auch Vorstandsvorsitzender Michael Fritz ganz begeistert.
Noch ganz sauber?: Optiker Peter Karnahl ist um ein klares Wort nie verlegen. Und so war er schon vor dem Stadtlauf auf 180, als er die Tübinger Straße entlanglief. Die Mannen um Hotte Wiedenhorn an der Verpflegung lud er schnell zum Kaffee ins Seegärtle, diktierte aber zuvor noch dem Journalisten in den Block: „Die Stadt könnte an so einem Tag morgens mal einen Reinigungstrupp losschicken, Böblingen sieht aus wie die Sau.“ Wo er Recht hat, hat er Recht. Nach einer Schlemmen-am-See-Nacht waren überall Reste zu entdecken, rund um den Schlossberg übrigens. Da hätte eine Putztruppe sicher gutgetan, wenn schon so viele die Innenstadt unter ihre Sohlen nehmen.